So gut wie alle Neurodermitiker kennen dieses Medikament: Cortison. Es gehört zu den am häufigsten verschriebenen Arzneimitteln bei Neurodermitis. Aus gutem Grund, Cortison blockiert nämlich die Entzündungsreaktion des Körpers. Dadurch kommt es rasch zu einer starken Linderung der Symptome. Durch seine breite Wirksamkeit sind allerdings auch eine ganze Reihe von Nebenwirkungen möglich. Viele Neurodermitiker und Eltern von Kindern mit Neurodermitis fragen sich deshalb, worauf bei der Verwendung im Besonderen zu achten ist.
In diesem Artikel haben wir die wichtigsten Informationen leicht verständlich zusammengestellt. Wie bei allen Dingen, die Medikamente betreffen, gilt hier auch: Bei speziellen Fragen wendet euch an eure behandelten Ärzt:inenn oder Apotheker:innen.
Cortisonsalben können zu Beginn der Behandlung Brennen, Juckreiz, Reizungen oder Rötungen verursachen. Meistens lassen diese Reaktionen im Verlauf der Behandlung nach. Sollten die Hautreaktionen jedoch anhalten oder sich verschlimmern, solltet ihr euch sofort an euren behandelten Arzt wenden.
Allergische Reaktionen auf Inhaltsstoffe in Cortisonsalben sind selten, aber möglich. Neurodermitis tritt häufig mit einer Neigung zu allergischen Reaktionen auf unterschiedliche Stoffe auf. Die Gründe dafür sind noch nicht abschließend geklärt. Wenn euch bekannt ist, dass ihr allergisch auf diverse Stoffe reagiert, dann kontrolliert die Inhaltsstoffe der Salbe. Wenn ihr euch unsicher seid, dann bieten eure Hautärzte auch Epikutantests an. Dabei kann mit einer kleinen Portion der Salbe an der Haut eine mögliche allergische Reaktion ausgetestet werden.
Mit der Zeit kann sich der Körper an Cortison gewöhnen, sodass die Wirkung bei gleichbleibender Dosis abnimmt. Setzt die Behandlung deswegen nicht abrupt ab. Dadurch könnt ihr den sogenannten Reboundeffekt vermeiden. Beim Reboundeffekt verschlimmern sich die Hautsymptome kurzfristig nach Absetzen der Therapie. Falls ihr Bedenken hinsichtlich eurer Dosis von Cortison habt, dann sprecht mit euren Ärzt:innen über die Möglichkeit einer schrittweisen Reduktion. Setzt Cortison niemals auf eigene Faust ab.
Eine Überdosierung oder zu lange durchgehende Anwendung von Cortison kann zu Hautverdünnung, Pigmentstörungen oder sogar zu irreversiblen Schäden wie Dehnungsstreifen führen. Befolgt deswegen immer die verordnete Dosierung sowie die Anwendungsdauer, um eure Haut zu schützen.
Cortison hat scheinbar sowohl positive als auch negative Auswirkungen auf das Hautmikrobiom. Einerseits kann es dazu beitragen, eine Überbesiedelung mit schlechten Bakterien wie S. Aureus zu reduzieren und die Vielfalt der Bakterien auf der Haut zu erhöhen. Andererseits kann Cortison die natürliche Balance des Mikrobioms beeinträchtigen und dadurch das Infektionsrisiko mit schädlichen Bakterien langfristig erhöhen, indem es die Hautbarriere schwächt. Die Auswirkungen können von Person zu Person unterschiedlich sein und hängen auch vom spezifischen Wirkstoff ab.
Obwohl das Risiko bei sachgemäßer Anwendung gering ist, kann Cortison zu systemischen Nebenwirkungen wie Wachstumsstörungen, Osteoporose oder erhöhtem Blutzucker führen. So starke Nebenwirkungen sind bei sachgemäßer, örtlicher Anwendung an der Haut aber sehr selten. Falls ihr beunruhigt seid oder euch Veränderungen an eurer Gesundheit auffallen, dann wendet euch an euren behandelten Arzt und besprecht das weitere Vorgehen.
Die Aufnahme von Cortison in den Körper kann durch die Anwendung unter Windeln, Pflastern oder Verbänden verstärkt werden. Vermeidet solche Bedeckungen, wenn möglich. Falls ihr Cortison kurzfristig unter einem Verband oder Windel anwenden müsst, dann geht davon nicht die Welt unter, aber überlegt euch Strategien, um regelmäßig Luft an die betroffenen Stellen zu lassen.
Die Aufnahme variiert auch je nach Körperstelle: Schleimhäute nehmen den Wirkstoff stärker auf, und bei Anwendung in der Nähe des Mundes oder an den Händen besteht gerade bei Kindern die Gefahr einer systemischen Aufnahme durch Ablecken. Hier können luftdurchlässige Baumwollhandschuhe eine Hilfe sein.
Teilt diesen Artikel mit Freunden, Bekannten und Familienmitgliedern, die ebenfalls von Neurodermitis betroffen sind. Gemeinsam können wir ein besseres Verständnis für einen guten Umgang mit dem Hautmikrobiom und Neurodermitis entwickeln und sicherstellen, dass jeder die bestmögliche Versorgung erhält.
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